Wir stehen solidarisch zu Domenico Lucano

Die Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration Rheinland-Pfalz hat das Urteil gegen den ehemaligen italienischen Bürgermeister Domenico Lucano schockiert zur Kenntnis genommen.„Wir stehen solidarisch zu Domenico Lucano“ sagte Kemal Gülcehre, Vorsitzender der AGARP, in einer Stellungnahme zu dem Urteil. „Wir sehen hier einen Menschen, der seinem Herzen und seiner Überzeugung gefolgt ist und etwas Großartiges und Nachhaltiges geschaffen hat. Das wird mit diesem Urteil nicht nur bestraft, es wird zerstört. Es ist unerträglich, dass ein Rechtsstaat wie Italien pure Menschlichkeit unter Strafe stellt.“ So Gülcehre weiter.Die ARGAP sieht das Urteil als symptomatisch, für die sich stetig verschlechternde Stimmung und die immer dramatischer werdende Situation und Versorgung geflüchteter Menschen in ganz Europa.Asyl und eine menschenwürdige Versorgung sind fundamentale Menschenrechte, die durch Signale wie dieses Urteil noch mehr in Gefahr geraten als sie es ohnehin schon sieht. Die AGARP steht für die Einhaltung und Verteidigung dieser Grundrechte und des europäischen Gedankens.Es bleibt zu hoffen, dass die neue deutsche Bundesregierung hier die dringend notwendige politische Kurskorrektur vornimmt, damit Deutschland zu einem Positivbeispiel und Vorbild in der Asylpolitik innerhalb der Europäischen Union und weltweit wird.Der langjährige Bürgermeister der kalabrischen Stadt Riace, Domenico Lucano erlangte durch seine als „Modell Riace“ bekannte Initiative zur Aufnahme von Geflüchteten weltweite Bekanntheit. In seiner Zeit als Bürgermeister von 2004 bis 2018, hatte Lucano eine konsequente Aufnahmepolitik für Mirgrant*innen durchgesetzt, die Angebote zur Hilfe für die Neuangekommenen, aber auch die Alteingesessenen beinhaltete. Die Ansiedlung von ungefähr zu 450 geflüchteten Menschen in Riace hatte vor allem positive Auswirkungen. So konnten beispielsweise Arbeitskräfte gewonnen werden in der Stadt, die durch Abwanderung stetig Einwohner*innen verloren hatte. Geflüchtete leisteten einen wichtigen demografischen, aber auch wirtschaftlichen Beitrag, dass Teile des kommunalen Lebens aufrechterhalten werden konnte: Neue Geschäfte eröffnet, in denen neue und alte Bewohner*innen von Riace zusammenarbeiteten, neue es wurden Arbeitsstellen in der Flüchtlingshilfe bildeten sich, und auch die Dorfschule konnte wieder eröffnet werden. Domenico Lucano stellte sich mit dieser Initiative klar gegen die unmenschliche Politik des damaligen Innenministers und stellvertretenden Ministerpräsidenten Italiens, Matteo Salvini und dessen Partei „Lega“.Dieses vorausschauende und humane Handeln soll nun bestraft werden. Am 30. September wurde Domenico Lucano von einem Gericht zu einer Haftstrafe von 13 Jahren und 2 Monaten verurteilt. Die Anklagepunkte lauten unter anderem Bildung einer kriminellen Vereinigung, Amtsmissbrauch, Betrug, Fälschung von Dokumenten, Veruntreuung und Unterschlagung staatlicher Gelder. Das Vorgehen von Gericht und Staatsanwaltschaft erinnert in diesem Fall enorm an einen politischen Schauprozess. In keinem der Anklagepunkte konnte bewiesen werden, dass Lucano sich selbst bereichert oder Vorteile aus seinem Handeln gezogen hatte.Domenico Lucano und seine Anwälte haben bereits angekündigt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.