Hier lebe ich, hier wähle ich – Nicht-Wahlberechtigte wählen einen symbolischen Bundestag

In Berlin-Mitte, Aachen, Hannover, Trier und Dresden haben die Wahllokale einer symbolischen Bundestagswahl bereits geschlossen, aber in Mannheim, Erfurt, Aalen, Osnabrück, Köln, Weimar, Jena, Magdeburg, Freiburg und weiteren Bezirken in Berlin können Bürger*innen ohne deutschen Pass diese Woche noch ihre symbolische Stimme für den 20. Bundestag abgeben.
Nach demselben Verfahren wie bei der offiziellen Bundestagswahl stehen dieselben Parteien/ Listen zur Wahl. Jede abgegebene Stimme ist ein JA zur Demokratie.
Bundesweit organisiert das Netzwerk WIR WÄHLEN erstmals auch eine symbolische Online-Wahl und kooperiert mit Initiativen wie der Bundesmigrant*innenwahl in Nordrhein-Westfalen und mit dem Verein DIE VIELEN, einer Organisation von Kulturschaffenden in ganz Deutschland, die mit Aktionstagen und der Goldenen Wahlurne hervorheben, dass demokratische Grundrechte wie das Wahlrecht nicht vom Pass abhängen dürfen.
Die Erfahrung mit EU-Staatsangehörigen, die seit 1992 in Deutschland ein kommunal gleichberechtigtes Wahlrecht haben, zeigt, dass dadurch die kommunale Demokratie gestärkt und mehr Bürger*innen auf Augenhöhe an der Lösung der Themen vor Ort beteiligt sind.
Schon die Generation der sogenannten „Gastarbeiter“ hatte Mitte der 1960er Jahre eine politische Teilhabe gefordert, damals hatten 2% der Bevölkerung keinen deutschen Pass, heute sind es 14%, in manchen Kommunen, Bezirken sind 30 und mehr Prozent von der demokratischen Beteiligung ausgeschlossen. Die Zeit ist reif für mehr Demokratie.
In 14 von 27 EU-Staaten ist das bereits unaufgeregte Praxis. Das kommunale Wahlrecht für die gesamte Bevölkerung stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie. Partizipation auf Augenhöhe ist die demokratische Antwort auf Rechtsnationalismus und Ausgrenzung.
Zum bundesweite Netzwerk WIR WÄHLEN zählen 23 bundes-, landesweite und lokale Organisationen. Wir sind überzeugt, dass das Wahlrecht in einer Demokratie kein Privileg, sondern ein Recht sein sollte.
Wer hier lebt, gehört dazu – unabhängig vom Pass. Wir warten nicht, wir wählen!

mehr Informationen zum Netzwerk WIR WÄHLEN:
Web: www.wir-wählen.org 
Instagram: https://www.instagram.com/bundesnetzwerk_wirwaehlen/
Facebook: https://www.facebook.com/hierlebeichhierwaehleich

Demokratie braucht jede Stimme! Aufruf zur Bundestagswahl am 26. September 2021

Am 26. September 2021 wird der Deutsche Bundestag neu gewählt. Demokratie braucht jede Stimme! Das gilt grundsätzlich und das gilt ganz besonders in einer Zeit, in der Feinde der Demokratie innerhalb und außerhalb der Parlamente demokratische Werte immer offener anfeinden. In einer solchen Zeit braucht es Menschen, die für diese Werte im Alltag und am Wahltag einstehen.

Die Klimakrise, die Pandemie und zunehmende soziale Ungleichheit auch in unserem Land werden uns in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen stellen. Das gilt auch für die Asyl-, Migrations- und Integrationspolitik.

Konzepte, die dabei auf Nationalismus, Ausgrenzung, Abschottung und autoritäre Strukturen setzen, werden an diesen Herausforderungen scheitern. Sie sind keine Alternative zu einer weltoffenen, inklusiven, gerechtigkeits- und menschenrechtsorientierten Politik und deshalb keine Alternative für die Bundesrepublik Deutschland.

Die Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration Rheinland-Pfalz (AGARP), Aktiv für Flüchtlinge Rheinland-Pfalz, der Flüchtlingsrat Rheinland-Pfalz e.V. und der Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz rufen deshalb alle wahlberechtigten Rheinland-Pfälzer*innen dazu auf, sich an der Bundestagswahl am 26. September 2021 zu beteiligen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen und sich mit ihrer Stimmabgabe zu Demokratie, Gerechtigkeit und Menschenrechten zu bekennen.

Darum bitten wir Sie auch im Namen der fast 14 Prozent der deutschen Bevölkerung, die nur deshalb am 26. September ihre Stimme nicht abgeben dürfen, weil sie keine deutschen Staatsbürger*innen sind. Die übergroße Mehrheit dieser Menschen lebt und arbeitet seit vielen Jahren und Jahrzehnten in Deutschland und ist von Entscheidungen des Bundestages mindestens ebenso betroffen wie deutsche Staatsangehörige. Deshalb und weil Demokratie jede Stimme braucht, werden wir auch weiterhin für gleiche politische Teilhaberechte aller Menschen streiten, die rechtmäßig und dauerhaft in Deutschland leben.

Mainz, den 21. September 2021

Der Aufruf wird unterstützt von folgenden landesweiten und kommunalen Organisationen/Initiativen:

Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) RLP/Saarland | Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz | Der Paritätische RLP/Saarland | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) RLP | Verband Deutscher Sinti und Roma – Landesverband RLP | Landesmigrationsausschuss ver.di RLP/Saarland | Migrationsbüro Rheinland-Pfalz/Hessen der MW Malteser Werke gemeinnützige GmbH | Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk RLP (ELAN) e.V. | Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. | ARBEIT & LEBEN gGmbH – Gesellschaft für Beratung und Bildung | INBI – Institut zur Förderung von Bildung und Integration | Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V., Trier | Café International Büchenbeuren | Dekanat Maifeld Mosel | Förderverein Flüchtlingshilfe Andernach e.V. | Helferkreis Asyl Worms | Initiative für Freizeit und Musikkultur e.V., Mannheim | Medinetz Mainz e.V. | Multikulturelles Zentrum Trier e.V. | pax christi – Regionalverband Rhein-Main | Syrienhilfe Vorderhunsrück e.V. | Seebrücke Mainz | Soziales Netzwerk Koblenz e.V. | Willkommenskreis Diez

AGARP übergibt Resolutionen an Ministerin

Kandel. Zur ersten Präsenzversammlung im Jahr 2021 traf sich der rheinland-pfälzische Landesverband der Integrationsbeiräte (AGARP) am vergangenen Samstag in Kandel. Neben den angereisten Delegierten konnte Landesvorsitzender Kemal Gülcehre zahlreiche Gäste begrüßen. Darunter Integrationsministerin Katharina Binz, den Landesbeauftragten für Migration und Integration, Miguel Vicente, den Vorsitzenden des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates, Memet Kilic, die Beigeordnete der Stadt Kandel, Jutta Wegmann sowie den Migrationsforscher Luis Caballero. Ein Haupttagesordnungspunkt bildete die Verabschiedung von vier Resolutionen, die im Anschluss der Integrationsministerin übergeben wurden.

Faire Teilhabechancen und Drittstaatler:innenwahlrecht

Dabei bekräftigte die AGARP noch einmal ihre Forderung nach der Einführung eines Drittstaatler:innenwahlrechts bei Kommunalwahlen: „Es ist Niemandem zu erklären, warum einem EU-Ausländer, der erst wenige Monate in der Bundesrepublik lebt, das Wahlrecht bei Kommunalwahlen zugestanden wird, Drittstaatsangehörigen, die seit Jahren Deutschland ihre Heimat nennen, dieses jedoch verwehrt wird. Diese Ungerechtigkeit muss schnellstens behoben werden!“

Obwohl mittlerweile 26 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen einen Migrationshintergrund haben, könne von fairen Teilhabechance noch keine Rede sein. Deshalb seien Maßnahmen wie das anonymisierte Bewerbungsverfahren, eine verpflichtende diversitätsorientierte Öffnung von politischen Organisationen, Verwaltungen und Institutionen notwendig. Ebenso die „Einführung einer Stichtagsregelung, die dafür sorgt, dass langjährige Verfahren ein Ende finden und dass Menschen, die sich bei uns längst integriert haben, einen sicheren Aufenthaltstaus bekommen“, fordert ein weiterer Resolutionstext.

Aufnahme in Härtefallkommission gefordert

Dass ausgerechnet der politischen Interessenvertretung der Betroffenen bislang kein Sitz in der rheinland-pfälzischen Härtefallkommission gewährt wird, ist der AGARP unverständlich. „Daher fordern wir, dass auch der Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration Rheinland-Pfalz (AGARP), als gewählte politische Interessenvertretung der am häufigsten betroffenen Gruppe, ein ständiger Sitz in diesem wichtigen Gremium gewährt wird“, heißt es in einem dritten Papier. Dabei sei auch zu berücksichtigen, dass in anderen Bundesländern die Dachorganisationen der Integrations- und Ausländerbeiräte in dieser Kommission vertreten sind.

Bei der Verabschiedung der vierten Resolution „Rechtsextremismus entschieden bekämpfen“ bekräftigte Vorsitzender Gülcehre noch einmal die Symbolkraft des Veranstaltungsortes. Das beschauliche Kandel geriet nach dem Mord an der 15 Jährigen Mia in die Schlagzeilen und war zum Aufmarschgebiet rechtsextremer Gruppierungen geworden. „Die Kandeler Bürger:innen haben deutlich gezeigt, dass sie ihre schöne Stadt nicht für rechtsextreme Hetze instrumentalisieren lassen. Ich freue mich, dass dieses Engagement mit dem Brückenpreis der Landesregierung ausgezeichnet wurde.“

Hilfe für Flutopfer

Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, verwies Gülcehre noch einmal auf das Spendenkonto der AGARP. „Die Menschen in der betroffenen Region werden in absehbarer Zeit nicht zur Normalität zurückehren können. Ich danke allen, die gespendet haben oder dies noch tun wollen.“ Mit einem Benefiz-Fußballspiel der AGARP-Auswahl gegen die Polizeidirektion Mainz, am 3.Oktober im Alzeyer Wartbergstadion, sollen weitere Mittel für die Flutopfer gesammelt werden.

Spendenkonto „Hochwasserhilfe“
Förderverein der Arbeitsgemeinschaft der Beiräte in RLP e.V. c/o AGARP
Sparkasse Mainz
IBAN: DE36 5505 0120 0200 1291 87
BIC: MALADE51MNZ  

Benefiz-Fußballspiel für die Opfer der Flutkatastrophe
AGARP-Auswahl vs. Polizeidirektion Mainz
Sonntag, 3. Oktober 2021, ab 12:30 Uhr
Wartbergstadion (Kaiserstraße, 55232 Alzey)  

Freude über Mitgliederzuwachs

Mit den Beiräten aus Bad Dürkheim (Stadt), Birkenfeld (Kreis), Boppard, Germersheim (Stadt), Limburgerhof und Schifferstadt konnte die AGARP sechs weitere Gremien in ihre Reihen aufnehmen. Insgesamt wurden 13 kommunale Beiräte in den vergangenen zwölf Monaten neu in den Landesverband aufgenommen.

Den Abschluss der Delegiertentagung bildete eine Diskussionsrunde mit Integrationsministerin Katharina Binz, dem Vorsitzenden des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates Memet Kilic, dem Soziologen Luis Caballero und dem AGARP-Vorsitzenden Kemal Gülcehre. Unter Moderation von Manoyla Pekdemir und Dr. Dorothea Fuhr diskutierten die Teilnehmer:innen über „Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund“ und „Rechtsextremismus“. Unter allen Teilnehmer:innen des Podiums herrschte Einigkeit, über die Notwendigkeit eines allgemeinen Wahlrechts auf kommunaler Ebene. Echte Integration gelingt nur über Teilhabe, darin waren sich alle einig. Integrationsministerin Binz betonte, dass das allgemeine kommunale Wahlrecht auch im neuen Koalitionsvertrag der rheinland-pfälzischen Landesregierung steht.

Der Diskussionsrunde vorangestellt war ein Impulsreferat von Luis Caballero, dem es gelang beide Themen in seinem Vortrag zu verknüpfen.

In seinem Schlusswort nutzte Gülcehre die Gelegenheit, den beiden Vorsitzenden der örtlichen Beiräte, Dr. Irene Lamberz (Kandel) und Ziya Yüksel (Landkreis Germersheim), für die Vermittlung des Veranstaltungsortes zu danken. Ebenso dankte er Frau Jutta Wegmann, stellvertretend für die Stadt Kandel.

„Wir wählen“ organisiert auch 2021 symbolische Bundestagswahlen

Mehr als 5,3 Millionen Volljährige dürfen in Deutschland weder bei der Bundestagswahl noch bei Landtags- oder Kommunalwahlen wählen. Sie haben keinen deutschen und keinen EU-Pass, leben hier aber seit durchschnittlich 16 Jahren. Dies will das Kampagnen Netzwerk „Wir wählen“ ändern. Deswegen begleitet das Netzwerk seit der Bundestagswahl 2017 die Wahlen mit einem Wahlkampf für das Recht zur Teilhabe an Wahlen und für ein gleichberechtigtes Wahlrecht. Für die Bundestagswahl 2021 organisiert „Wir wählen“ erneut bundesweit symbolische Bundestagswahlen. Diesmal nicht nur vor Ort, sondern auch online. Eine Registrierung als Wähler*in ist noch bis zum 26. September möglich (https://xn--wir-whlen-z2a.org/#Onlinewahl).

Weitere Informationen unter: www.wir-wählen.org

AGARP-Kandidat*innencheck geht in die nächste Runde!

Der AGARP-Kandidat*innencheck im Superwahljahr 2021 geht in die nächste Runde! Am 4. September stellen sich erneut rheinland-pfälzische Spitzenkandidat*innen unseren Fragen. Diesmal steht die Bundestagswahl am 26. September im Mittelpunkt. Los gehts um 18:30 Uhr, Anmeldungen zur Online-Veranstaltung werden durch die AGARP-Geschäftsstelle unter agarp[at]agarp.de entgegengenommen.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Teilprojekts „VielfaltErzählt“ in
Kooperation mit Förderverein des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats e.
V. statt.

Veranstalter sind der Förderverein des Bundeszuwanderungs- und
Integrationsrats e. V. und AGARP.

Die Finanzirung erfolgt im Rahmen des Bundesprogramms „Strukturförderung
von Migrantenorganisationen“ sowie durch Mittel der AGARP.